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Hallo,

wie geduldig Papier sein kann, können
Werbekonzeptioner dann erleben, wenn das Strategiepapier ohne
prüfenden Blick auf die Chancen der Umsetzbarkeit verfaßt
wurde. Grund genug in der heutigen, etwas verspäteten
eFRIEND-Ausgabe das Problem der Strategien-am-grünen-Tisch
genauer zu beleuchten.
KOMMUNIKATIONSSTRATEGIEN ENTWICKELN, DIE BESSERE CHANCEN
HABEN, UMGESETZT WERDEN ZU KÖNNEN.

Ganz gleich ob der strategischer Planer
einer Werbeagentur, oder der Agenturkunde selbst die Kommunikationsstrategie
formuliert, es läuft darauf hinaus, daß sich der
Eine am "grünen Tisch" eine Kommunikationsstrategie
ausdenkt, und ein Anderer die Wörter auf dem Papier werblich
übersetzt in Bilder, Slogans, Filme, Funk-Spots etc.
Die Verteilung dieses Prozesses auf mindestens zwei Personen
hat historische Gründe. So war es früher schon die
Aufgabe des kaufmännisch orientierten "Kontakters"
- heute stategic planner - die angestrebte Aussage zu definieren.
Die Phantasie-erforderliche Umsetzung wiederum war Aufgabe
der sogenannten Kreativen.
Das Problem dabei: Sehr häufig bringt der Strategieschreiber
etwas zu Papier, ohne sich (oder andere) zu fragen, wie gut
die Chancen der Realisation stehen. Im Prinzip ist das auch
gut so, schließlich sollte man sich nicht von vorneherein
limitieren. Allerdings läßt sich so manche, auf
den ersten Blick großartige Strategie nur schlecht werblicht
ausdrücken. Das ist vor allem dann unglücklich,
wenn sich die ursprünglich zweitplazierte Strategie einfach
und überzeugend hätte in praktische Werbung übersetzen
lassen, was unter dem Strich mehr Wirkung erzielt haben könnte.
Wir reden also heute über diejenigen Fälle, in denen
die >unkontrollierte Entfaltung< in der Strategie im
Endergebnis durch handicaps in der Umsetzung zu einem schwächeren
Ergebnis führt.
Sind das alles nur Ausreden der Kreativen?

Hier ist nicht die Rede von präzise
abgrenzenden Strategien, die den Kreativen angeblich keine
Freiheit für Ideen lassen. Im Gegenteil. Der berühmte
Satz eines Kreativen lautet "gib mir die Freiheit eines
engen Briefings". Kritisch beleuchten will die heutige
eFRIEND-Ausgabe vor allem solche Kommunikationsstrategien,
die kaum durch werbliche Bilder und Texte ausgedrückt
werden können. Was sind das für Strategien?
Zur Verdeutlichung zwei Beispiele für Strategie-am-grünen-Tisch.

In einer scheinbar simplen und eindimensionalen
Kommunikationstrategie eines Kamerahersteller heißt
es: "Die neue XY-Kamera produziert noch schärfere
Fotos". Problem für den umsetzenden Werbekonzeptionisten:
Alle Anzeigenleser sehen die Werbung mit ihrer jeweils maximalen
Augenschärfe. Auch der Prospekt wird
in Offset so scharf gedruckt, wie es das Druckraster
zuläßt. Und selbst kreative Kunstgriffe wie z.B.
der, die Umgebung des Demobildes unscharf darzustellen,
als Kontrast zur "schärferen" Produktdarstellung
wirken bestenfalls bemüht.
Ein weiteres Beispiel für eine Strategie-am-grünen-Tisch:
"Das neue XY-Laptop für den erfolgreichen Geschäftsmann
ist federleicht". - Das Problem für die werbliche
Umsetzung besteht in den zwei Produktversprechen die schwerlich
in ein und dem selben Werbeumsetzungskonzept zusammen zu
visualisieren sind: Denn um "Erfolg im Geschäftsleben"
zu verdeutlichen, wird man nicht umhin kommen, einen geschäftsmännisch
gekleideter Mann in realistischem Geschäftsambiente
abzubilden und gleichzeitig - und das verkompliziert und
überfrachtet die Sache - eine ganz andersartige, visuelle
Demonstration für "leichtes Gewicht" finden
zu müssen.
In
B2B-Märkten wird die Sache eher noch schwieriger.

Nicht wenige B2B-Unternehmensmarken
"positionieren" sich als ein internationales,
innovatives, servicestarkes, kompetentes, kundenorientiertes,
starkes Unternehmen. Mal davon abgesehen, daß die
meisten dieser Eigenschaften für den Erfolg eines
Technologie-B2B-Unternehmens unerläßlich sind,
verführt der Wunsch leicht dazu, diese Aussagen in
die Kommunikationsstrategie aufzunehmen. Es ist ja so
einfach, man braucht es nur hineinzuschreiben. Und nicht
nur dadurch, daß Austauschbarkeiten eine individuelle,
gestaltbildende Kommunikation behindern, kann
Schaden entstehen (siehe Beispielbilder
oben). Diese Eigenschaften sind so abstrakt, daß
sie sich schwer in konkrete Bilder übersetzen lassen.
Die Strategie ist somit auch ihrer Umsetzung verpflichtet.
Vielen Kommunikationsstrategien merkt man an, daß
sie sich leider mehr ihrem Ursprung, ihrem Auftraggeber
verpflichtet fühlen, als dem Weiterführenden,
dem kreativen Umsetzer (oder gar dem Kunden). Deshalb
ist eine Kommunikationsstrategie auf dem Papier nur soviel
wert, wie ihre lebendige Umsetzung in Bilder, Worte und
Töne (in dieser Reihenfolge).
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Erinnern
sie sich noch an die gute alte Copy Strategy?

Vor allem in den 70er und 80er Jahren war die klassische Copy
Strategy ein allseits akzeptiertes Strategieformular als Vorstufe
zur werblichen Umsetzung. Es beschrieb in knappen Worten folgende
vier Punkte. 1. Zielgruppe, 2. Nutzen, 3. Begründung
und in Punkt 4 eine Kurzbeschreibung zur Tonalität der
Werbung. Diese Struktur ist zwar ratioorientiert und argumentativ,
(als Ergebnis der Sozialisationsgläubigkeit vergangener
Jahrzehnte und eines damals noch intakten Sozialschichtkaufverhaltens)
aber eben auch praktisch und konzentriert auf eine einfache
Vorteil-Begründung-Story. Beispiel Pampers Windeln: 1.
An junge Mütter, 2. Pampers laufen nicht aus, 3. ...weil
sie elastische Bündchen haben, 4. positives, realistische
Alltagsleben. Ihre werbliche Umsetzung kommt gelegentlich
zwar etwas >pedestrian< daher, sprich: typisch Waschmittelwerbung.
Andererseits ist sie unmißverständlich und problemlos
für die werbliche Umsetzung; was uns hier als Vorbild
für Praktikabilität dienen soll. Im übrigen
ist es zweitrangig welches Strategieschema angewendet wird,
solange die Strategie gut ist und sie der Umsetzung Chancen
läßt.
Was ist zu tun?

Die Formulierung einer umsetzungstauglichen
S trategie
zum Zweck der Massenkommunikation erfordert ein gewisses
Maß an Vorstellungskraft und natürlich nebenbei
die Fähigkeit zur Beschränkung auf das Wesentliche.
Sie sollte eindimensional, außerdem speziell in ihrer
Aussage sein und vor allem diese Aussage auf visuelle Ausdrückbarkeit
hin prüfen.
Die beste Motivation eine Kommunikationsstrategie entsprechend
verantwortungsvoll zu formulieren hat derjenige, der sie selbst
werblich umsetzt. Falls an diesem Prozeß mehrere Personen
beteiligt sind, spricht nichts dagegen, wenn diese sich abstimmen.
Praktisch ist die Methode der alternativen Layout-Konzeptumsetzung.
Dabei werden z.B. zwei mögliche Strategien mit geringem
gestalterischen Aufwand konzeptionell soweit umgesetzt, daß
man sie zuverlässiger beurteilen kann. So eine Art Strategie-Pitch
kann effizienter sein, als das blinde Leben mit einer ungeprüften
Kommunikationsstrategie vom Grünen Tisch. In diesem Sinne.
Ihr Jesse Meyer-Arndt
von FRIENDS OF BRANDS
Wenn Sie lieber eFRIEND-Leser mir zu diesem Thema ein eMail
schreiben wollen, ich freue mich.
Thema der nächsten Ausgabe von eFRIEND:
Moderne effiziente Wege um neue Produkte von B2B-Unternehmen
zu bewerben.
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